KIBIS - Café TiLo - Mehrgenerationenhaus

Im Rahmen eines Modellprojektes des Bundesfamilienministeriums entstand 1988 neben anderen auch in Schleswig eine Kontakt- Informations- und Beratungsstelle Im Selbsthilfebereich unter der Trägerschaft des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes. KIBIS.

Nach der Modellphase übernahm der aus Selbsthilfegruppenmitgliedern bestehende Förderverein KIBIS e.V. die Trägerschaft und führte mit wechselndem Vorstand die Kontaktstelle erfolgreich bis Ende 2011. Die deutliche Profilerweiterung durch den Aufbau einer Selbsthilfekontaktstelle im Kreis Nordfriesland 2001 inkl. Freiwilligenvermittlung und die Einrichtung des Mehrgenerationenhauses in Schleswig brachte naturgemäß auch sehr viel mehr Arbeit für den Trägerverein mit sich, die dieser rein ehrenamtlich nicht mehr leisten konnte. So übernahm DER PARITÄTISCHE S-H 2012 erneut die Trägerschaft.

Die dreijährige wissenschaftliche Begleitforschung zu Beginn des Modells 1988-1991 ergab, dass Selbsthilfe von großem Nutzen für die einzelnen Mitwirkenden, aber auch für die Gesellschaft insgesamt ist und dabei noch überaus kostengünstig. Die Menschen erleben sich als selbstwirksam, nehmen ihre Interessen aktiv in die Hand und werden dadurch stärker, selbstbewusster, zufriedener und gesünder.
KIBIS versteht sich als Servicestelle und schafft den notwendigen Rahmen, damit Selbsthilfe entstehen und gelingen kann.

Von Beginn an haben wir Selbsthilfe ganz umfassend verstanden. Nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern quer durch alle Lebensbereiche, Themen und Ebenen. Von A wie Alleinerziehend, Alkohol, Arbeitslosigkeit über hyperaktive Kinder, Osteoporose, Singles bis hin zu Trauer, Umwelt und Zwillinge u.v.m.

In den 30 Jahren unterstützte KIBIS etwa 266 Selbsthilfegruppen beim Aufbau, bei der Öffentlichkeitsarbeit, bei gruppenspezifischen Problemen, sorgte für fachlichen Austausch zwischen Gruppen und Fachleuten. Z. Zt. gibt es im Kreisgebiet etwa 90 Selbsthilfegruppen, davon treffen sich allein ca. 30 in unserem Haus im Lollfuß.
Zudem haben wir immer wieder große Projekte federführend durchgeführt, wie 2004 den großen Markt der Möglichkeiten auf den Königswiesen, zu dem wir über 80 Organisationen aus dem Sozial-, Gesundheits- und Kulturbereich einluden, sich den Bürger/innen des Kreises vorzustellen. Das Bündnis für Familie wurde von uns initiiert und mehrere Jahre organisiert.

Und dann ergab sich 2006 die Möglichkeit, an einem neuen Aktionsprogramm des Bundesfamilienministeriums teilzunehmen, das die Verwirklichung eines lange gehegten Traums versprach: den Aufbau eines Mehrgenerationenhauses, nicht wie der Name impliziert zum Wohnen, sondern als Zentrum der Begegnung. Unter 1000 Bewerbern wurde unser Konzept als fünftes ausgewählt. 2007 eröffneten wir das MehrGenerationenHaus. Seitdem nimmt die Beliebtheit und Vielschichtigkeit unseres „TiLo“s (Treff im Lollfuß) stetig zu.

Durch kluge Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung vieler unterschiedlicher Interessengruppen ist es uns gelungen, mit dem MGH ein wirklich inklusives Haus zu schaffen. Unser schönes Café, das Herzstück des Hauses, ist heute Treffpunkt vieler Menschen jeden Alters, gleich welcher Herkunft, Religion oder Weltanschauung, ob arm oder reich, gut oder weniger gut gebildet, arbeitslos oder in guter Beschäftigung. Hier lernen sich Menschen zwanglos kennen und schätzen, die sich sonst eher nicht begegnet wären.

Das Nebeneinander von Selbsthilfe und Mehrgenerationenarbeit im TiLo hat sich bewährt, weil sich beides befruchtet und ergänzt. Viele Teilnehmer aus Selbsthilfegruppen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitsfähig sind, erlangen durch die ehrenamtliche Mitarbeit im MGH-Café wieder neues Selbstwertgefühl und Anerkennung und können wieder in den normalen Arbeitsalltag zurückkehren. Genauso erleben die zahlreichen Besucher des MGH-Treffpunktes die Selbsthilfegruppen aus nächster Nähe und erkennen diese als sinnvollen Weg der Gesundung bzw Gestaltung des Lebens.

In den vergangenen nunmehr 11 Jahren haben wir Vieles entwickelt und erreicht. Zwei Schwerpunkte prägen unsere Arbeit: das Café, als Herzstück des gesamten Hauses und die Vermittlung von ehrenamtlichen Dienstleistungen rund um Haushalt und Familie.

Rund um das Café:

Das gemütliche Ambiente des Cafés im TiLo spricht alle Besucher an. Es wird rein ehrenamtlich betrieben und hat an vier Tagen pro Woche vormittags geöffnet. Die Preise sind moderat, es gibt keinen Verzehrzwang.

Unsere Besucher, Jung und Alt, fühlen sich hier wohl und können sich ungezwungen aufhalten. Kinderspielbereich, Leseecke sowie Internetbereich komplettieren den Treffpunkt. Ob beim morgendlichen Frühstück, dem Handarbeitsnachmittag, in den Malgruppen, in der Freizeitgruppe oder beim Musikcafé, die Begegnung und die Freude am Austausch mit Anderen und das Interesse, Neues zu erfahren, führt die Menschen hier zusammen. Kleine Hilfen im Alltag; neue Kontakte; die Möglichkeit, bei uns am gesellschaftlichen Leben teil zu nehmen, ohne gleich hohe Kosten zu haben; hier die unterschiedlichsten Menschen kennen zu lernen, vom Künstler bis zum einfachen Arbeiter, vom Handwerker bis zum Professor, Jung und Alt - das macht unseren Treffpunkt aus.
Unsere vielfältigen Angebote und Aktivitäten gehen häufig auf Cafébesucher und ehrenamtliche Mitarbeiter/Innen zurück. Wir versuchen immer mit offenen Augen und Ohren deren Interessen, Wünsche und Ideen aufzunehmen und im Rahmen unserer Möglichkeiten umzusetzen. Mit Freude, Engagement und Kreativität konnten wir bisher Vieles verwirklichen, das sich um das Café herum rankt.

Service- und Vermittlungsstelle für ehrenamtliche Dienstleistungen

Familie und Nachbarschaft haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Es gibt immer mehr Alleinlebende, die Familie lebt in alle Richtungen verstreut. Kleine Hilfen im Alltag, wie sie früher in Familie oder einer funktionierenden Nachbarschaft üblich waren, sind heute kaum mehr möglich. Diese entstandene Lücke wollen wir schließen helfen, indem wir kleine Hilfen vermitteln.

„Ich habe so viel Zeit und weiß gar nicht, wie ich den Tag herumbringen soll. Jeden Tag nur Wohnung sauber halten und durch die Stadt bummeln, lesen und Fernsehen schauen ist einfach nicht genug. Ich möchte wieder Leben um mich haben und zu etwas Nutze sein.“ (So die Worte einer jungen Rentnerin, die sich seit bei uns engagiert und sich seitdem wieder sehr gut und „mittendrin“ fühlt.)
Ehrenamtliches Engagement ist für viele Mitmenschen eine Chance, die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse einzusetzen, um damit andere zu unterstützen und selbst einer Sinn stiftenden Aufgabe nachzugehen.

Hier setzen wir mit einer Serviceleistung an, der Vermittlung von ehrenamtlichen Tätigkeiten rund um Haushalt und Familie. D.h. wir koordinieren diejenigen, die Hilfe brauchen mit denen, die Hilfe leisten wollen: Einkaufshilfen; Schularbeitshilfen; Wunsch-Oma/Opa; Lesepaten für Kinder und Senioren; kleine Handwerkshilfen, wie Glühbirnen austauschen oder Gardinen abnehmen, Regal anbringen; Begleiten zu Behörden und bei Spaziergängen; Hunde ausführen und vieles mehr.

Unter den Vermittlungen sind insbesondere die Wunsch-Großeltern zu erwähnen. Viele junge Familien haben keine eigenen Großeltern oder diese wohnen zu weit entfernt, um regelmäßigen Kontakt zu halten. Doch Kinder wünschen sich Oma und Opa als stetige Familienmitglieder und das Erleben der älteren Generation ist auch für die Entwicklung der Kinder wichtig. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr ältere Menschen, die keine Enkel haben oder eben von diesen viel zu weit weg wohnen. So versuchen wir ältere Menschen an jüngere Familien zu vermitteln. Die Wunschgroßeltern sollen kein Betreuungsersatz sein. Hier geht es wirklich um Familienanschluss. Wie bei allen Vermittlungen, bei denen es um Beziehungen zwischen Menschen geht, lernen wir beide „Partner“ so gut wie möglich kennen (Hausbesuche), um die Vermittlung so passgenau wie möglich zu erreichen.
Dies ist auch besonders wichtig bei Demenzhelfern, die von uns als „Paten“ für dementiell erkrankte Menschen und zur Entlastung der Angehörigen vermittelt werden.

Zusammenfassung

30 Jahre KIBIS & 11 Jahre MGH, die keinen Moment langweilig und überaus erfolgreich waren. Wie uns immer wieder von Außenstehenden und auch von den uns prüfenden Bundesstellen attestiert wird, kann man lange suchen, bis man ein MGH findet, dass solch einen Charme hat und mit so wenig finanziellen Mitteln so viel erreicht hat und weiterhin bewirkt. Die schöne, liebevolle, freundliche, lockere und herzliche Atmosphäre schafft schnell Vertrauen und Wohlbefinden. Immer mehr Menschen nutzen unser Haus und die vielen unterschiedlichen Angebote und Möglichkeiten. Für viele Besucher und Mitarbeiter/innen ist es zum zweiten Zuhause geworden.

Ein solches Projekt auf die Beine zu stellen ist nicht einfach und die Vielzahl der beteiligten, ganz unterschiedlichen Menschen birgt auch immer das Risiko zu scheitern, sich in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen zu verlieren und das gesetzte Ziel aus den Augen zu verlieren. Auch wir haben einige Tiefs gehabt, aber durchgestanden. Die Zeit hat uns haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen viel abverlangt: Kraft, Energie, Durchhaltevermögen, Diplomatie, Teamfähigkeit, Kreativität, Geduld, Fähigkeit zu Kritik und Selbstkritik uvm. Aber wir sind gleichzeitig belohnt worden durch Freude, Glück, Freundschaft, inneres Wachstum, Fröhlichkeit, Wissensbereicherung, Erfahrungen, schöne Erlebnisse, das Erleben sinnhaft gestalteter Freizeit, gegenseitige Hilfe, Unterstützung, Achtung und Wertschätzung ...